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Anatomie: So funktioniert die Schulter

Kein anderes Gelenk des Körpers kann so viel wie die Schulter. Doch leider macht sie das sensibel. Alles über die komplexe Anatomie und die häufigsten Schulterverletzungen.

Arme kreisen, Tennis spielen oder ein Buch aus dem obersten Regalfach ziehen – all das ermöglicht die Schulter. Das beweglichste Gelenk des Körpers befestigt die Arme am Rumpf.

Es zählt zu den Kugelgelenken und lässt Bewegungen in fast alle Richtungen zu: Arme abspreizen, anwinkeln, nach oben strecken oder rotieren. Doch die Bewegungsfreiheit hat ihren Preis. Sie erfordert eine komplexe Anatomie und die birgt eine hohe Verletzungsanfälligkeit.

Knochen und Gelenke der Schulter

Im Schulterbereich treffen drei Knochen aufeinander: Oberarm, Schlüsselbein und Schulterblatt. Neben dem Hauptgelenk, das den Oberarmkopf mit der Gelenkpfanne im Schulterblatt verbindet, gehören kleinere Nebengelenke zur Schulter. Dazu zählt beispielsweise die Verbindung zwischen Schulterblatt und Schlüsselbein, das sogenannte Schultereckgelenk. Auch das Gelenk zwischen Schlüsselbein und Brustbein zählt streng genommen noch zur Schulter. Als „Schultergürtel“ bezeichnet man die gesamte Schulterpartie, also beide Seiten.

Knorpel und Kapsel der Schulter

Wie alle echten Gelenke ist das Schulterhauptgelenk von einer Gelenkkapsel umgeben. Sie stabilisiert die Verbindung der Knochen, ist aber verglichen mit den Kapseln anderer Gelenke relativ schlaff. Das Innere der Kapselhülle sondert eine viskose Flüssigkeit ab. Diese Gelenkflüssigkeit, umgangssprachlich Gelenkschmiere genannt, verringert die Reibung. Außerdem versorgt sie das Knorpelgewebe, das die Enden der beteiligten Knochen schützend überzieht, bei jeder Bewegung mit Nährstoffen. Die Schulter besitzt gleich mehrere Schleimbeutel, die Stöße abfangen und ebenfalls die Reibung zwischen Knochen und Sehnen verringern.

Muskeln und Sehnen der Schulter

So beweglich wie sie ist, kann die Schulter nur sein, weil die relativ flache Gelenkpfanne den vergleichsweise großen Oberarmkopf nicht besonders eng umschließt. Anders als etwa bei der Hüfte stabilisieren vor allem Muskeln und Sehnen das Schultergelenk. Obwohl die Schulter täglich stark beansprucht ist, ist ihr Bandapparat im Gegensatz zu beispielsweise dem des Knies nicht besonders stabil.

Halt geben stattdessen vier Sehnen, die Ärzte unter dem Begriff „Rotatorenmanschette“ zusammenfassen und die das Schultergelenk ringförmig umfassen. Sie sorgen dafür, dass der Oberarmkopf bei extremen Bewegungen in der Gelenkpfanne verbleibt, und gehören zu vier Muskeln, die den Oberarm im Schultergelenk bewegen und ihren Ursprung am Schulterblatt haben. Die wichtigste Sehne der Rotatorenmanschette heißt Supraspinatussehne. Ohne sie wäre es unmöglich, den Arm zu heben. Da sie zwischen dem Oberarmkopf und dem Schulterdach verläuft, ist sie anfällig für Verletzungen.

Erkrankungen und Verletzungen

Weil die Anatomie der Schulter so komplex ist, können Schmerzen ganz unterschiedliche Ursachen haben. So kann beispielsweise der Schleimbeutel gereizt sein oder eine Sehne am Knochen scheuern. Häufig liegen verschleißbedingte oder entzündliche Erkrankungen zugrunde, wenn die Schulter schmerzt. Häufige Erkrankungen und Verletzungen der Schulter sind: 

  • Schulterluxation (Verrenkung; wenn der Oberarmkopf aus der Gelenkpfanne springt, etwa bei einem Sportunfall)
  • Schultergelenksarthrose (Gelenkverschleiß; altersbedingt oder durch Fehlbelastung)
  • Impingement-Syndrom (Reizung von Sehnen und Schleimbeuteln; durch Verschleiß oder angeborene Einengung)
  • Riss der Rotatorenmanschette (durch Unfall oder Abnutzung; betrifft meist die Supraspinatussehne)
  • Schleimbeutelentzündung (durch Fehlhaltung oder Überlastung)
  • Frozen Shoulder (Gelenksteife durch hormonelle oder Stoffwechselstörungen)
  • Oberarmkopfnekrose (Gefäßverschluss mit Absterben von Knochengewebe)
  • Schlüsselbeinbruch (z. B. durch seitlichen Sturz vom Fahrrad)
  • Schultereckgelenkssprengung (Bandverletzung im Schulterdach; z. B. bei Sturz auf den zur Seite gestreckten Arm)

Bei manchen Schulterschäden, etwa einer beginnenden Arthrose im Hauptgelenk oder einem frühen Stadium des Impingement-Syndroms, lassen sich die Beschwerden zunächst konservativ behandeln. Spezielle Übungen kräftigen die umliegende Muskulatur und lindern so die Schmerzen.

Reißt jedoch die Rotatorenmanschette oder bricht kompliziert ein Knochen, hilft kein Training – dann muss die Schulter in den meisten Fällen operiert werden. Eine Operation ist auch zu erwägen, wenn das Schultergelenk immer wieder auskugelt. Das gilt vor allem für junge Leute, um einem vorzeitigem Verschleiß des Gelenks aufgrund einer Fehlstellung vorzubeugen.

Operationen der Schulter

Eine häufige Operation der Schulter ist das Einsetzen eines künstlichen Schultergelenks, einer sogenannten Endoprothese. Ärzte empfehlen den Eingriff, wenn das Gelenk durch Arthrose irreversibel zerstört ist oder eine Verletzung so schwer war, dass die Funktion der Schulter anders nicht wiederhergestellt werden kann. Etwa 25.000 „künstliche Schultern“ setzen Chirurgen jedes Jahr Patienten in Deutschland ein.

Verglichen mit Hüft- oder Knieprothesen ist das wenig, doch die Tendenz steigt. Eine Schulterprothese kann manchmal auch nach einem komplizierten Bruch des Oberarms erforderlich werden – etwa, wenn es aufgrund einer Minderdurchblutung zum Absterben des Knochengewebes (Oberarmkopfnekrose) kam. Das Fachgebiet in der Medizin, das sich mit dem Einsatz künstlicher Gelenke beschäftigt, heißt „Endoprothetik“.

Ob neues Gelenk oder Sehnen-Reparatur: Operationen an der Schulter sollte ein Arzt vornehmen, der damit Erfahrung hat. Erfahrung bedeutet: Je öfter Chirurgen Schultern operieren, desto besser können sie es. Wer also weiß, dass er an der Schulter operiert werden muss, und diesen Eingriff planen kann, der sollte sich an einen Spezialisten wenden.

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