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Bandscheibenvorfall: Ursachen, Beschwerden, Behandlung

Ein Bandscheibenvorfall ist ein Durchbruch des Gallertkerns einer Bandscheibe durch ihren Faserring. Er tritt am häufigsten bei Menschen zwischen 30 und 50 Jahren auf. Wie wird ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert, wie wird er behandelt und wie kann ich ihn vermeiden?

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Wenn die Bandscheiben einer Belastung nicht mehr Stand halten, kommt es zu einem Bandscheibenvorfall. Unsere 23 Bandscheiben bestehen im Inneren aus einem sogenannten Gallertkern.

Dieser wirkt wie eine Art Gelkissen und ist von einem harten Faserring umgeben. Der Faserring fixiert die Bandscheibe in ihrer Position. Im Laufe des Lebens sinkt der Wassergehalt und damit auch die Elastizität der Bandscheibe. Der Ring wird zunehmend faserig. Dies führt zu kleinen Rissen im Faserring, wodurch sich der Gallertkern nach außen wölben kann. Zu einem Bandscheibenvorfall kommt es dann, wenn der Gallertkern den Faserring durchbricht. Oft sind auch jüngere Personen von einem Bandscheibenvorfall betroffen.

Faktoren, die einen Bandscheibenvorfalle begünstigen:

  • Übergewicht
  • Mangelnde Bewegung
  • Ständiges Sitzen
  • Schweres Heben

Welche Beschwerden treten bei einem Bandscheibenvorfall auf?

In den meisten Fällen handelt es sich um einen Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS), einem sogenannten lumbalen Bandscheibenvorfall. Die Schmerzen treten meist akut auf und strahlen häufig vom unteren Rücken in ein Bein aus.

Patienten klagen in manchen Fällen auch über ein Taubheitsgefühl oder Kribbeln in einem bestimmten Gebiet eines Beines oder im Fuß. Ein weiteres Symptom kann eine Schwächung oder Lähmung von Muskeln sein. Dadurch ist es einem Patienten beispielsweise nicht mehr möglich, seinen Fuß zu heben.

Bandscheibenvorfälle an der Halswirbelsäule sind seltener

Bandscheibenvorfälle an der Halswirbelsäule (HWS) sind seltener, da die Bandscheiben in diesem Bereich weniger belastet sind. Je nachdem wie nah der Bandscheibenvorfall dem Kopf ist, können die Symptome für die Patienten schwerwiegender sein.

Je nachdem welche Nerven betroffen sind, kann es zu Taubheitsgefühlen und Kraftminderung in den Armen und Händen kommen, sowie zu Schmerzen entlang der betroffenen Nervenbahn. Da in diesem Bereich noch sehr viele Nerven durch den Rückenmarkskanal verlaufen, können neben den Armen auch Beine, sowie auch Funktionen von Blase, Darm und das Atemzentrum betroffen sein.

Wie läuft die Untersuchung/Diagnose eines Bandscheibenvorfalls ab?

Am Anfang des Arztgesprächs steht eine ausführliche Anamnese, das heißt eine Patientenbefragung. Im Gespräch klärt der Arzt unter anderem die Art sowie den Ort der Schmerzen ab. Auf eine körperliche Untersuchung folgt meist ein bildgebendes Verfahren, um einen Bandscheibenvorfall eindeutig zu diagnostizieren.

Magnetresonanztomographie (MRT)

Bei einer MRT-Untersuchung werden Weichteilstrukturen im Körper erkennbar. Durch ein MRT der Hals- oder Lendenwirbelsäule sind die Lokalisation des Bandscheibenvorfalls und eine mögliche Kompression von nervalen Strukturen zu sehen. Ebenfalls können andere Störungen erkannt werden, die für die Beschwerden verantwortlich sein können.

Gute Erfolge der konservativen Therapie bei einem Bandscheibenvorall

Die überwiegende Zahl der Bandscheibenvorfälle lässt sich gut konservativ behandeln. Grundpfeiler der konservativen Therapie sind eine angepasste Schmerztherapie und physiotherapeutische Übungen. Besonders wichtig ist die aktive Mitarbeit des Patienten. Eine schnelle Rückkehr in den Alltag wirkt sich positiv auf die Überwindung des Bandscheibenvorfalls aus. Eine übermäßige Schonung ist dagegen ist nicht hilfreich. Diese Maßnahmen werden in aller Regel ambulant durchgeführt. Bei anhaltenden Beschwerden kann die Therapie auch stationär weitergeführt werden. Im Rahmen einer erweiterten konservativen Therapie werden dann auch nervenwurzelnahe Infiltrationen (Spritzen) durchgeführt.

Periradikuläre Therapie (PRT)

Bei dieser Methode wird CT-gestützt an die eingeengte /schmerzauslösende Nervenwurzel ein Schmerzmittel appliziert. Die zielgenaue Behandlung direkt am Ort des Schmerzgeschehens ermöglicht eine schnelle Wirkung bei geringer Medikamentendosis. Die betroffenen Nervenwurzeln können sich so schneller erholen, die Entzündung klingt besser ab und die Patienten erfahren eine schnelle Linderung der Schmerzen.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es operativ bei einem Bandscheibenvorfall?

Wenn eine konservative Therapie über längere Zeit versagt und der Patient inakzeptable Schmerzen hat, ist eine OP notwendig, um einer Chronifizierung der Schmerzen vorzubeugen. Bereits ab 6 Wochen kann sich ein sogenanntes Schmerzgedächtnis ausbilden, nach über 12 Wochen ist es schwierig bis unmöglich, Schmerzen gänzlich wieder loszuwerden.

Bei ausgepärgten Lähmungen sollte eine Operation innerhalb von maximal 48 Stunden durchgeführt werden. Bei akuten, größeren Problemen, wie der Störung von Blasen- und/oder Darmfunktion ist eine Notfall-Operation innerhalb von bestenfalls 24 Stunden nötig, um bleibende Beeinträchtigungen zu vermeiden.

Minimalinvasive Operation

Bei einem Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule wird über einen 1,5 cm langen Hautschnitt am Rücken ein Röhren-System eingebracht, durch welches die Ärzte unter Schonung der Muskulatur und der Bandstrukturen an die Wirbelsäule gelangen. Mithilfe der vergrößernden Sicht durch das Operationsmikroskop eröffnet der Operateur punktförmig den Rückenmarkskanal und entfernt den betroffenen Vorfall. Alternativ kann die Operation auch endoskopisch erfolgen. Je nach Lage des Bandscheibenvorfalls entscheidet der Operateur, welche Methode die beste ist.

Bei einem Vorfall der Halswirbelbandscheiben ist der Standard eine Operation von vorne. In diesem Bereich liegen die Nerven sehr dicht und am Rückenmark und dürfen deshalb nicht bewegt werden. Bei dieser Operation geht der Chirurg von vorne durch die Bandscheibe und entfernt diese vollständig.

Je nach Funktionsfähigkeit und Verschleiß des betroffenen Segmentes kann entweder eine Bandscheibenprothese eingesetzt werden, die die nebenliegenden Bandscheiben schützt und alle Funktionen der eigentlichen Bandscheibe übernimmt oder es kann alternativ kann ein Platzhalter zur Versteifung eingesetzt werden, d.h. die angrenzenden Wirbel werden fusioniert.

Die Operation dauert meist nicht länger als 30 Minuten und die Patienten dürfen noch am gleichen Tag wieder aufstehen. Der Krankenhausaufenthalt dauert in der Regel 3-4 Tage.

Wie ist die Nachsorge nach einer Bandscheiben-Operation?

Eine Rehabilitationsmaßnahme ist nach einer LWS-Operation empfohlen. Diese kann entweder ambulant oder stationär durchgeführt werden. Nach einer Operation bildet sich an der Stelle, wo der Bandscheibenvorfall entfernt wurde eine Narbe. Bis diese Narbe vollständig ausgebildet und vollständig belastbar ist, dauert es etwa 3-6 Wochen.

Eine Reha-Maßnahme sollte daher erst mit einem Zeitversatz, 4-6 Wochen nach der Operation beginnen. Mithilfe stabilisierender Übungen der Rücken- und Rumpfmuskulatur soll die Wirbelsäule entlastet werden, um das Risiko für einen weiteren Bandscheibenvorfall zu minimieren.

Je nach Schwere der vorangehenden Beeinträchtigung kann es bis zu vier Jahre dauern, bis die betroffenen Nerven sich vollständig erholt haben. In seltenen Fällen kann es sein, dass Störungen wie Kraftminderung oder Taubheitsgefühle nicht vollständig verschwinden, da der Schaden der Nervenwurzel durch den Bandscheibenvorfall zu groß war.

Keine Reha nach OP an der Halswirbelsäule nötig

Nach einer Operation der Halswirbelsäule ist in der Regel keine Rehabilitationsmaßnahme nötig. Ebenfalls müssen Patienten keine steife Halskrause tragen und können sehr schnell wieder ihren Alltagstätigkeiten nachgehen.

Wichtig ist jedoch in den ersten Wochen nach dem Eingriff keine über-Kopf-Arbeiten durchzuführen, d.h. die Halswirbel nicht übermäßig zu beanspruchen. Bei schweren neurologischen Schädigungen wird eine neurologische Spezial-Reha empfohlen.

Wie kann man einem Bandscheibenvorfall vorbeugen?

Das Vermeiden starker Belastungen der Wirbelsäule sowie eine starke Rückenmuskulatur sind die Hauptfaktoren, zur Prävention eines Bandscheibenvorfalls. Auch Patienten, die bereits einen Bandscheibenvorfall hatten, sollten diese Ratschläge beachten. Mit diesen Maßnahmen kann man einem Bandscheibenvorfall vorbeugen:

Arbeitsplatz: Bei beruflichen Tätigkeiten, die mit viel Sitzen verbunden sind, beispielsweise im Büro, sollten Betroffene auf einen rückenfreundlichen Arbeitsplatz achten. Dazu gehören ein ergonomischer Stuhl sowie regelmäßiges Wechseln der Sitzposition zwischen Sitzen und Stehen. Ein weiterer Tipp: Wer viel sitzen muss und keine Möglichkeit hat im Stehen zu arbeiten, sollte zwischendurch öfter aufstehen und sich ein wenig bewegen.

Körpergewicht: Wichtig ist, auf ein gesundes Körpergewicht zu achten. Übergewicht begünstigt einen Bandscheibenvorfall durch die Überlastung des Rückens.

Sport: Mit Bewegung und Gymnastik wird die Rückenmuskulatur gestärkt und dadurch die Wirbelsäule entlastet. Besonders rückenfreundliche Sportarten sind zum Beispiel Schwimmen, Wassergymnastik, Wandern, Nordic Walking, Skilanglauf oder Radfahren mit erhöhtem Lenker.

Schwere Lasten: Schwere Gegenstände sollten rückenfreundlich, also nicht mit krummem Rücken bewegt werden. Zum Heben besser in die Knie gehen, den Rückengerade halten und den Gegenstand hochheben. Dabei die Arme eng am Körper halten und Lasten nicht einseitig heben.

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