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Die Wirbelsäule

Die Wirbelsäule macht den Menschen zum Wirbeltier. Alles über die komplexe Anatomie des Rückgrats und warum Rückenschmerzen meistens harmlos sind.

Alle Lebewesen, die eine Wirbelsäule besitzen, zählen zu den Wirbeltieren: Fische, Amphibien, Vögel, Reptilien – und mit den Säugetieren auch der Mensch. Die Wirbelsäule ist die zentrale Achse des menschlichen Körpers, an ihr sind Kopf, Arme und Becken befestigt. Außerdem verläuft durch sie hindurch das Rückenmark, ein Teil des Zentralen Nervensystems.

Der Aufbau der Wirbelsäule

Die Anatomie der menschlichen Wirbelsäule ist komplex. Das Rückgrat besteht nämlich aus zahlreichen aneinandergereihten Knochen: den Wirbeln, von denen jeder Mensch 32 bis 34 besitzt. Ärzte unterscheiden fünf Wirbelsäulenabschnitte, zu denen jeweils eine unterschiedliche Anzahl von Wirbeln zählt. Von oben nach unten betrachtet, besteht die Wirbelsäule aus diesen Segmenten:

  • Halswirbelsäule (HWS, 7 Wirbel)
  • Brustwirbelsäule (BWS, 12 Wirbel)
  • Lendenwirbelsäule (LWS, 5 Wirbel)
  • Kreuzbein (5 Wirbel, miteinander verwachsen)
  • Steißbein (3-5 Wirbel, zum Teil miteinander verwachsen)

Der oberste Halswirbel, der Kopf und Wirbelsäule verbindet, heißt Atlas. Abgesehen von Kreuz- und Steißbein, die auf Lateinisch „Os sacrum“ und „Os coccygis“ heißen und starr sind, ist die Wirbelsäule in viele Richtungen beweglich. Sie kann rotieren, sich nach links oder rechts biegen sowie nach vorn oder hinten beugen. Das liegt daran, dass die einzelnen Wirbel nur wenige Zentimeter hoch und durch Bandscheiben und winzige Gelenke, die Zwischenwirbel- oder Facettengelenke, miteinander verbunden sind.

Von vorn betrachtet ist die Wirbelsäule gerade (falls sie schief ist, sprechen Ärzte von einer Skoliose). Von der Seite aus gesehen, bilden die aufeinandergetürmten Wirbel eine doppelte S-Form: Auf Brusthöhe und an ihrem unteren Ende ist die Wirbelsäule leicht nach hinten gekrümmt, am Hals und in der Lendengegend nach vorn gebogen. Diese Form ist wichtig, um zum Beispiel Stöße beim Springen abzufedern. Straffe Bänder und kräftige Rückenmuskeln, die unter anderem rechts und links entlang der Wirbelsäule verlaufen, halten das Rückgrat aufrecht.

Das Rückenmark

Durch die Wirbelkörper hindurch, im sogenannten Spinalkanal, verläuft von oben nach unten das Rückenmark. Es ist Teil des Zentralen Nervensystems und verbindet das Gehirn über Nervenfasern mit dem restlichen Körper. Verletzungen des Rückenmarks können zu irreparablen Lähmungen führen. Da im Fall einer Rückenmarksdurchtrennung alle darunterliegenden Abschnitte des Körpers gelähmt sind, ist für die Schwere der Verletzung entscheidend, auf welcher Höhe der Wirbelsäule sie sich ereignet hat: Sind beispielsweise die Nerven der Halswirbelsäule verletzt, betrifft die Lähmung auch die Arme, bei einer Durchtrennung des Rückenmarks auf Höhe der Lenden- oder Brustwirbelsäule bleiben die Arme aktiv beweglich. Weil das Rückenmark empfindlich ist und Schäden so schwerwiegende Folgen haben, liegt es gut geschützt in den knöchernen Bestandteilen der Wirbelsäule.

Die Bandscheiben

Zwischen allen beweglichen Wirbeln der Wirbelsäule sitzen wie kleine Stoßdämpfer die Bandscheiben. 23 Stück besitzt der Mensch, und jede besteht aus einem äußeren Faserring und einem weichen Gallertkern. Zu 85 Prozent bestehen die Bandscheiben aus Wasser. Die flexiblen Scheiben verteilen den Druck, puffern Stöße ab und ermöglichen die Bewegung der Wirbelsäule. Sie sind gleichzeitig der Grund für zahlreiche Rückenleiden: Durch altersbedingten Verschleiß, Fehlbelastungen oder einen Unfall kann es passieren, dass der Gallertkern hervorquillt und auf das Rückenmark oder dort austretende Nerven drückt. Starke Schmerzen, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen sind die Folge. Von einem Bandscheibenvorfall (Prolaps) sprechen Ärzte, wenn eine Bandscheibe sich nicht nur leicht vorwölbt (Protrusion), sondern der Gallertkern den Faserring komplett durchtritt. Die Wahrscheinlichkeit, im Alter zwischen 45 und 55 Jahren einen Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule zu erleiden, liegt bei 20 Prozent.

Was tun bei Rückenschmerzen?

Unter Rückenschmerzen, welcher Art auch immer, leidet Umfragen zufolge fast jeder dritte Erwachsene „öfter“ oder „ständig“. Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens verursachen in Deutschland entsprechend rund ein Viertel der Arbeitsunfähigkeitstage. Die Ursachen für Rückenschmerzen sind trotzdem meistens harmlos, zum Beispiel häufig muskulär bedingt. Als Risikofaktoren für Rückenleiden gelten:

  • Bewegungsmangel
  • häufiges Sitzen
  • Übergewicht
  • Fehlbelastungen
  • eine ungesunde Ernährung
  • Stress
  • schwere körperliche Arbeit
  • Unzufriedenheit am Arbeitsplatz
  • Schwangerschaft

Was tun also bei Rückenschmerzen? Meist müssen Betroffene nicht gleich einen Arzt aufsuchen, sondern werden die Beschwerden mit Entspannung, lockernden Übungen oder Rückentraining wieder los. Wirksame Rückenübungen finden Sie hier.

Erkrankungen der Wirbelsäule

Bei bestimmten Erkrankungen der Wirbelsäule kommen Betroffene um einen Arztbesuch jedoch nicht herum. Unbedingt in ärztliche Hände gehören beispielsweise:

  • ein Bandscheibenvorfall (erkennbar durch starke Schmerzen, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen an Armen oder Beinen)
  • ein Ermüdungsbruch des Kreuzbeins (Knochenbruch durch Überlastung z. B. beim Sport oder durch Osteoporose, erkennbar durch starke Kreuzbeinschmerzen)
  • eine Spinalkanalstenose (meist altersbedingte Verengung des Kanals, durch den das Rückenmark verläuft; Symptome sind eine Schaufensterkrankheit mit Beinschmerzen beim Laufen oder sie ähneln einem Bandscheibenvorfall)
  • Wirbelkörperbrüche (meist als Folge von Unfällen oder der Knochenerkrankung Osteoporose)

Operationen an der Wirbelsäule

Nicht alle Erkrankungen oder Verletzungen der Wirbelsäule enden auf dem OP-Tisch. Bei manchen Schäden ist ein chirurgischer Eingriff jedoch unerlässlich. Beispielsweise können Ärzte einen Bandscheibenvorfall operativ behandeln, wenn Physiotherapie, Kräftigungsübungen und Schmerzmittel nicht mehr helfen. Oder sie versteifen die Wirbelsäule im Rahmen einer Operation, wenn ein Patient Wirbelkörperbrüche oder eine starke Skoliose hat. Wichtig: Operationen an der Wirbelsäule sollte immer ein Spezialist vornehmen.